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Henry Grimes Trio - Live at the Kerava Jazz Festival

Christian Broecking, Jazzkolumne

Jazz muss subventioniert werden, das ist die europäische Erfahrung. Es geht, mal wieder, ums Überleben, der Reiz independent zu sein, ist für viele zu einer Forderung der Zeit geworden, obwohl auch die Erfahrungen aus dem Indie-Business nicht nur Mut und Hoffnung machen, Wie ein roter Faden zieht sich das Distributionsproblem durch die Geschichte des ehrenwerten aber nur seltenst profitablen Geschäfts. Momentan ist es angezeigt, gute Musik direkt über die Internetseiten der jeweiligen Labels zu ordern. So wie die neue CD des, ja, legendären Bassisten Henry Grimes, die gerade beim schwedischen Indie-Label Ayler Records erschienen ist. "Live at the kerava jazz festival", im vergangenen Jahr mit Hamid Drake, Schlagzeug, und David Murray, Tenorsaxofon und Bassklarinette, bei dem finnischen Jazzfestival aufgenommen, ist Grimes erste CD als Leader seit seinem Wiederauftauchen vor zwei Jahren. 1967 war der Bassist, damals 31 jährig, plötzlich von der Szene verschwunden, und es kursierten wildeste Gerüchte darüber, was wohl aus ihm geworden sei. Immerhin war er bei wichtigen Aufnahmen der Jazzgeschichte dabei gewesen, hatte mit allen - von Benny Goodman über Coleman Hawkins bis Albert Ayler - gespielt. Der Schlagzeuger Denis Charles hatte immer davon geschwärmt, wie Grimes den Bass fast zum Explodieren bringen könne: Energie, Dynamik, Freiheit - auf der neuen Grimes-CD ist das alles spürbar.